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„Gefahren für den Glauben“ habe ich als Überschrift für diese Predigt gewählt. Als ich über die Überschrift nachdachte, ist mir bewusst geworden: Diese Überschrift könnte bei euch, die ihr die Predigt hört, falsche Vorstellungen auslösen noch bevor ich überhaupt den Bibeltext vorgelesen habe. Es könnte sein, dass mancher die Überschrift hört und denkt: „Oh, ich sehe schon den erhobenen Zeigefinger und jetzt wird über die böse Welt geschimpft.“ Oder: „Jetzt wird hier gedroht und Angst geschürt.“ Oder auch: „Ich würde lieber was zur Ermutigung hören und nicht was über Gefahr.“ Und wenn diese Gedanken da sind, wird es schwer sein, überhaupt offen zu sein für die Predigt.
Meine Hoffnung für heute ist, dass genau das Gegenteil passiert: Ich möchte anhand des Bibeltextes eine Gefahr aufdecken und meine Hoffnung ist, dass Leute frei werden von Angst, dass Leute davon frei werden nach einem erhobenen Zeigefinger zu leben und ermutigt werden in ihrem Glauben an Jesus.
Die Gefahr, über die ich heute mit euch sprechen möchte, ist vermutlich weiter verbreitet in Gemeinden als irgendeine andere Irrlehre und sie ist schwerer als Irrlehre zu erkennen. Sie ist so schwer zu erkennen, weil Menschen, die danach leben, in Gemeinden häufig dafür Anerkennung bekommen und bewundert werden und erfolgreich sind.
Ich lese aus Kolosser 2,16-23 nach einer eigenen Übersetzung:
16 Niemand soll euch verurteilen wegen Essen und Trinken oder wegen eines Festes oder Neumondes oder Sabbats. 17 Das ist nur ein Schatten von dem, was in Zukunft kommen soll, die Wirklichkeit aber ist Christus. 18 Niemand soll euch den Siegespreis aberkennen, der sich gefällt in Demut und in der Verehrung der Engel und der sich der Visionen rühmt, die er gesehen hat, und der ohne Grund aufgeblasen ist in seinem fleischlichem Sinn. 19 Und er hält sich nicht an das Haupt, von dem aus der ganze Leib durch Gelenke und Bänder versorgt und zusammengehalten wird und durch Gottes Wirken wächst. 20 Wenn ihr mit Christus den Mächten der Welt gestorben seid, warum lasst ihr euch Satzungen auferlegen, als lebtet ihr noch in der Welt: 21 Du sollst das nicht anfassen, du sollst das nicht kosten, du sollst das nicht anrühren? 22 Das sind doch Dinge, die alle dazu bestimmt sind, verbraucht und dadurch vernichtet zu werden. Es sind Gebote und Lehren von Menschen, 23 die zwar einen Schein von Weisheit haben durch selbst erwählte Religion und Demut und durch Schonungslosigkeit gegen den Leib, aber sie sind ohne Wert und befriedigen nur das Fleisch.
Paulus wendet sich hier gegen eine Gefahr, die es heute genauso gibt, wie damals. Die Gefahr heißt Gesetzlichkeit. Er nennt hier zwei Erscheinungsformen, wie Gesetzlichkeit auftritt und sich auswirkt. Auch diese beiden Erscheinungsformen gibt es heute noch. Und er sagt den Christen einige Dinge, die ihnen helfen sollen, nicht in die Gesetzlichkeit zurückzufallen.
Zunächst einmal: Was ist Gesetzlichkeit? Der Begriff wird schnell in den Mund genommen und manche sind da sehr empfindlich und wittern recht schnell Gesetzlichkeit. Ein biblisches Gebot ist nicht automatisch gesetzlich. Manche reagieren auf Gebote ganz allergisch und sagen dann ganz schnell: „Das ist gesetzlich.“
Und wenn ich einmal ein Gebot als „gesetzlich“ abgestempelt habe, dann brauche ich mich dem ja nicht mehr zu stellen. Es kann also sein, dass man etwas schnell als „gesetzlich“ abstempelt, um sich dem Gehorsam gegenüber Gott zu entziehen, damit alles so bleibt wie es ist, man sein Leben nicht wirklich ändern muss und nicht tief in sein Herz schauen muss, ob man Gott gehorsam ist und man wirklich nach seinem Willen leben möchte. Damit fällt man in ein anderes Extrem: Zügellosigkeit. Ein Gebot ist nicht automatisch gesetzlich.
Derselbe Paulus, der hier schreibt, „niemand soll euch wegen Essen und Trinken verurteilen“, schreibt an anderer Stelle: „Sauft euch nicht voll Wein, woraus ein unordentliches Wesen folgt, sondern lasst euch vom Heiligen Geist erfüllen.“ (Eph 5,18).
Man muss also sorgfältig sein, wenn man beschreibt, was gesetzlich bedeutet. Ein Gebot wird dann gesetzlich, wenn man es in den Status der Heilsnotwendigkeit erhebt. Gesetzlich wäre es, wenn man zum Beispiel sagt: „Wenn du nicht 10% deines Einkommens an die Gemeinde spendest, dann wirst du nicht gerettet.“ Gesetzlich ist, wenn man Dinge tut, um sich Gottes Gnade und Liebe zu verdienen. Gesetzlich ist es, wenn jemand denkt: „Wenn ich nur genügend gute Dinge tue, dann wird Gott mich am Ende annehmen und mir ewiges Leben geben.“
Gesetzlich ist es, wenn man über die biblischen Maßstäbe hinaus Verhaltensregeln aufstellt und es von diesen Regeln abhängig macht, ob jemand Mitglied in einer Gemeinde sein kann. Jesus ist das Haupt der Gemeinde. Er ist es, der die Eingangsvoraussetzungen zur Gemeinde festlegt und an Jesus muss geprüft werden, ob jemand Mitglied einer Gemeinde sein kann. Soweit mal zur Definition, was Gesetzlichkeit bedeutet.
Gehen wir nun mal zum Bibeltext und schauen uns die erste Erscheinungsform von Gesetzlichkeit an.
1.) Äußere Verhaltensweisen werden als heilsnotwendig angesehen
Paulus schreibt hier:
16 Niemand soll euch verurteilen wegen Essen und Trinken oder wegen eines Festes oder Neumondes oder Sabbats. 17 Das ist nur ein Schatten von dem, was in Zukunft kommen soll, die Wirklichkeit aber ist Christus.
Die Gemeinde in Kolossä hat anscheinend mit Irrlehrern zu tun, die Dinge aus dem Judentum für die Christen verbindlich machen wollen. Paulus nennt hier einerseits Essen und Trinken. Im Judentum gab es Speisegebote und bestimmte Speisen galten als rein und andere Speisen wie z.B. Schweinefleisch, galten als unrein. Diese Speisegebote hatten eine bestimmte Funktion: Sie sollten das Volk Gottes kennzeichnen. Das bedeutete: Wer zu Gottes Volk gehört, der muss sich nach diesen Speisegeboten richten.
Hier ist anscheinend folgendes der Fall: Die Christen richten sich nicht nach diesen Speisegeboten und sie werden von anderen verurteilt: „Wenn ihr euch nicht an die Speisegebote haltet, dann gehört ihr auch nicht zu Gottes Volk.“ Jesus hat allerdings alle Speisen für rein erklärt. Die Christen müssen sich deswegen kein schlechtes Gewissen machen.
Als zweites werden hier die Feste, Neumonde und Sabbate genannt. Auch diese Feste gehörten zum Judentum und kennzeichneten, dass jemand zu Gottes Volk gehört. Die Anklage lautet also: „Ihr haltet nicht den Sabbat und die Feste, also gehört ihr nicht zu Gottes Volk.“
Jesus hat sich mit den religiösen Führern über den Sabbat gestritten, er hat Menschen am Sabbat geheilt und er hat gesagt: Der Sabbat ist für den Menschen gemacht und nicht der Mensch für den Sabbat.
Die Gefahr für die Christen in Kolossä ist also, dass äußere Dinge oder Verhaltensweisen als heilsnotwendig erklärt werden und gesagt wird: „Wenn du das nicht tust, dann bist du nicht gerettet oder dann kannst du nicht Teil der Gemeinde sein.“ Sie legen ihnen Satzungen auf, wie in Vers 21 steht: Du sollst das nicht anfassen, du sollst das nicht kosten, du sollst das nicht anrühren?
Solche Überzeugungen sind gesetzlich. Und Gesetzlichkeit ist auch heute genauso eine Gefahr wie damals. Ich weiß von Gemeinden, in denen es nicht erlaubt ist, einen Fernseher zu haben. Wenn man dies nicht als gesetzliches Urteil erkennt, dann hat es zwei Folgen. Das eine ist Heuchelei: Viele haben einen Fernseher hinter einer verschlossenen Schranktür und wenn es an der Tür klingelt, wird schnell der Fernseher ausgeschaltet und die Schranktür verschlossen. Man gibt vor, der Regel zu entsprechen, aber man tut es nicht, sondern begibt sich in die Heuchelei.
Wenn man aber nicht heuchelt, sondern sich daran hält, ist die Gefahr gegeben, stolz zu werden, dass man sich so sehr unter Kontrolle hat und auf andere herabzusehen. Ich weiß von jemandem, bei dem die Leiter der Gemeinde nach Hause kamen und ihn sozusagen „angezählt“ haben, also verurteilt haben, dass er einen Fernseher hat. Man kann sich vorstellen, dass das seine Freude zur Gemeinde zu gehen, nicht gerade gesteigert hat.
Beachtet, wie Paulus es hier formuliert. Er schreibt: „Niemand verurteile euch…“ Was passiert, wenn mich jemand verurteilt und ich glaube es? Es löst Angst aus, denn mit dem Urteil ist eine Strafe verbunden. Angst ist ein starker Antreiber. Und das trifft besonders zu, wenn es um Gesetzlichkeit geht. Gesetzlichkeit ist fast immer mit Angst verbunden. Die Angst: „Wenn ich dieses oder jenes nicht tue, bin ich nicht gerettet. Wenn ich das nicht tue, dann gehöre ich nicht dazu.“ Und deshalb fängt man dann an, bestimmte Dinge zu tun und versucht damit sicherzustellen, dass man von Gott wirklich geliebt und angenommen ist.
Aber eigentlich drückt man damit aus: „Was Jesus am Kreuz getan hat, reicht nicht aus, um gerettet. Ich muss meinen Teil dazu beitragen, dass er mich am Ende annimmt und ich nicht verloren gehe.“ Die Wurzeln von Gesetzlichkeit ist Unglaube. Man sucht letztlich die Gewissheit, ob man gerettet und geliebt ist, in dem was man selbst tut, und nicht in dem, was Gott für uns getan hat.
Ich kann mir vorstellen, dass manche von euch in dieser Woche nicht oder nicht viel in der Bibel gelesen haben und ihr sitzt mit dem Gefühl hier, dass Gott euch weniger liebt. Dann stellt sich die Frage: Wofür liest du in der Bibel? Um Gottes Liebe zu verdienen? Oder um Gottes Liebe zu genießen und dich daran zu freuen? Wie auch immer diese Woche gelaufen ist, an Gottes Liebe zu dir hat sich nichts geändert.
Paulus geht hier auch auf die Dinge ein, die hinter Gesetzlichkeit stehen. In Vers 22-23 schreibt er:
Es sind Gebote und Lehren von Menschen, 23 die zwar einen Schein von Weisheit haben durch selbst erwählte Religion und Demut und durch Schonungslosigkeit gegen den Leib, aber sie sind ohne Wert und befriedigen nur das Fleisch.
Eines der Merkmale für Gesetzlichkeit ist selbsterwählte Religion, oder man könnte auch übersetzen: „selbst erwählte Frömmigkeit“. Am Anfang dieses Jahres habe ich eine Predigtreihe über Fasten gehalten. Fasten kann etwas Gutes sein. Es kann eine Hilfe sein, sich auf Gott auszurichten und vieles mehr. Man kann aber Fasten oder andere gute Dinge verdrehen und als Mittel gebrauchen, um sich selbst etwas zu beweisen oder um Gott etwas zu beweisen. Und man legt sich selbst Dinge auf und geht hart gegen sich selbst, aber eigentlich geht es nur darum, das Fleisch zu befriedigen, d.h. das eigene Ego zu stärken.
Sicherlich kennen die meisten auch diese „Darf ich als Christ“-Fragen. Zum Beispiel: „Darf ich als Christ Alkohol trinken?“ Oder vor ein paar Monaten wurde ich gefragt: „Darf man als Christ Tätowierungen haben?“ Ich würde da zunächst zurück fragen: Warum fragst du? Was würde die Antwort darauf für dich und für deine Beziehung zu Gott bedeuten?
Wenn ich solche Fragen einfach mit ja oder nein beantworte, nehme ich dem anderen die Verantwortung ab, selbst vor Gott und in seinem Herzen diese Frage wirklich zu bewegen und zu schauen, was Gott in der Bibel dazu sagt und ich würde es dem anderen abnehmen, mit Gott darüber zu ringen.
Christsein kann zu einer Liste von Regeln und Leistungen verkommen, die es zu befolgen und abzuarbeiten gilt. Bei einem gesetzlichen Glauben wird Gott zu einem Sklaventreiber, der von mir Leistung fordert, dem ich es nie recht machen kann und der ständig mit mir unzufrieden ist. Bei einem gesetzlichen Glauben wird der Glaube zu einer Last und der Dienst für Gott wird zu einer unfreiwilligen Pflicht. Dieser Glaube macht einen letztlich krank.
Paulus nennt noch eine zweite Erscheinungsform von Gesetzlichkeit.
2.) Religiöse Erlebnisse oder religiöse Stile werden als heilsnotwendig angesehen
In den Versen 18-20 heißt es:
18 Niemand soll euch den Siegespreis aberkennen, der sich gefällt in Demut und in der Verehrung der Engel und der sich der Visionen rühmt, die er gesehen hat, und der ohne Grund aufgeblasen ist in seinem fleischlichem Sinn. 19 Und er hält sich nicht an das Haupt, von dem aus der ganze Leib durch Gelenke und Bänder versorgt und zusammengehalten wird und durch Gottes Wirken wächst.
Bei den Kolossern gab es Leute, die anscheinend Engelvisionen suchten und Engel verehrten. Dieser Engelkult nimmt für sich in Anspruch heilsnotwendig zu sein. Das heißt: Sie machen ihre Visionen zum Mittelpunkt des Glaubens und sie schauen auf diejenigen herab, die solche Erlebnisse nicht haben. Paulus schreibt: „Niemand soll euch den Siegespreis aberkennen…“ Das heißt: Sie sprechen den Christen das ewige Leben ab, weil sie ihre Engelvisionen und ihre religiösen Erlebnisse nicht teilen. Das ist eine Form von Gesetzlichkeit, die man heute auch vorfindet, nämlich die Meinung: „Wenn du diese religiösen Erlebnisse oder diesen Frömmigkeitsstil nicht teilst, dann bist du kein Christ.“
Ich habe manchmal den Eindruck, dass in der Christenheit eine starke Sehnsucht nach besonderen Erlebnissen ist. Erlebnisse, die einen rausreißen aus dem Alltäglichen und aus dem Gewöhnlichen. Man läuft von einer Konferenz zur nächsten, von einem geistlichen Höhenflug zum nächsten. Es ist schön, wenn man viele Dinge mit Gott erlebt. Aber es ist gefährlich, wenn man meint, die Leute in der Gemeinde müssten die gleichen Erlebnisse haben. Es birgt die Gefahr, dass man sich als geistlicher und hingegebener ansieht als andere in der Gemeinde. Dabei übersieht man verschiedene Dinge: Erlebnisse zu machen sagt nicht unbedingt etwas darüber aus, wie geistlich reif jemand ist.
Man kann ja hinterfragen, wie geistlich reif jemand wirklich ist, der ständig von einer Gemeinde zur anderen läuft oder von einer Konferenz zur nächsten auf der Suche nach dem nächsten geistlichen Kick. Die Beziehung mit Gott will im Alltag gelebt werden. Wenn man geistliche Erlebnisse absolut setzt, übersieht man auch, dass Gott souverän ist. Gott begegnet Menschen unterschiedlich und wir haben Gott auch nicht in unserer Gewalt. Und man übersieht, dass Menschen unterschiedlich sind und verschiedene Ausdrucksformen haben, wie sie ihren Glauben leben.
Die Irrlehrer in Kolossä stellen ihre Engelvisionen in den Mittelpunkt. Sie machen ihre Anbetungspraxis zum entscheidenden Kriterium dafür, wer geistlich ist und wer nicht. Die Folgen sind hier auch beschrieben: Die Leute, die diese besonderen Erlebnisse haben, sind aufgeblasen und geben mit ihren Erlebnissen an. Sie schauen auf andere herab.
Das Gleiche passiert, wenn man seinen eigenen Frömmigkeitsstil absolut setzt. In Gemeinden, die älter sind, gibt es häufiger Diskussionen, welches die richtige Art ist, Gottesdienst zu feiern. Und die älteren Leute stellen den Glauben der jüngeren Leute in Frage, weil sie lieber flotte Musik haben. Und die jüngeren stellen den Glauben der älteren Geschwister in Frage und meinen, dass sie nicht wirklich offen sind für Gott. Aber sie übersehen es, dass die Gemeinde Jesu fast 2000 Jahre ohne die heute typische Lobpreiszeit ausgekommen ist und dass sie andere Wege hatten, wie sie Gott anbeten und ehren.
Bei Gesetzlichkeit besteht also die Gefahr, dass man stolz wird – sei es, dass man seinen Glauben an besondere Erlebnisse bindet oder dass man aus eigener Kraft sich zu erretten versucht. Bei Gesetzlichkeit steht immer das eigene Ego, das eigene Tun und Erleben im Mittelpunkt und wird zur Grundlage der Errettung gemacht.
3.) Freiheit von Gesetzlichkeit
Wie ist es möglich, frei von Gesetzlichkeit zu werden?
Wie macht es Paulus hier? Zunächst deckt er die Gesetzlichkeit auf. Er deckt die Motive auf, die dahinter stehend: die Aufgeblasenheit, die selbstsüchtigen Motive, die selbst erwählte Frömmigkeit, die falsche Demut. Und er sagt ihnen: Lasst euch nicht verurteilen. Lasst euch das Heil nicht absprechen. Das habe ich eben versucht, darzulegen.
Zweitens stellt er Jesus in den Mittelpunkt. Er nennt Jesus „…das Haupt, von dem aus der ganze Leib durch Gelenke und Bänder versorgt und zusammengehalten wird und durch Gottes Wirken wächst.“
Nicht meine eigene Leistung ist die Grundlage meiner Errettung, sondern Jesus und was er getan hat. Auch meine Erlebnisse sind nicht die Grundlage meines Heils, sondern die Grundlage ist das, was Gott durch Jesus Christus für mich getan hat. Jesus steht im Mittelpunkt. Er ist das Haupt. Er ist es, der für mich sorgt und der die Gemeinde zusammenhält.
Hier sieht man einen dritten Punkt: Wachstum kommt von Gott. Paulus sagt hier, dass der Leib – damit meint er die Gemeinde – durch Gottes Wirken wächst. Wachstum im Glauben ist nicht meine Leistung, sondern durch die Beziehung mit Gott wachse ich und wächst die Gemeinde.
Kommen wir zum letzten und wichtigsten Punkt, wie man frei wird von Gesetzlichkeit. Paulus verweist auf den Tod Jesu. Er sagt: Wenn ihr mit Christus den Mächten der Welt gestorben seid, warum lasst ihr euch Satzungen auferlegen, als lebtet ihr noch in der Welt?
„Mit Christus gestorben“ bedeutet etwas ganz Bestimmtes: Sie sind zum Glauben an Jesus gekommen und haben sich taufen lassen. Und als sie zum Glauben kamen, haben sie Anteil an dem bekommen, was Jesus am Kreuz getan hat. Paulus ruft ihnen etwas in Erinnerung, was er in den V.12-14 gesagt hatte: 12 Mit ihm seid ihr begraben worden durch die Taufe; mit ihm seid ihr auch auferstanden durch den Glauben aus der Kraft Gottes, der ihn auferweckt hat von den Toten. 13 Und er hat euch mit ihm lebendig gemacht, die ihr tot wart in den Sünden und in der Unbeschnittenheit eures Fleisches, und hat uns vergeben alle Sünden. 14 Er hat den Schuldbrief getilgt, der mit seinen Forderungen gegen uns war, und hat ihn weggetan und an das Kreuz geheftet.
Es ist das Evangelium, was uns frei macht von aller Gesetzlichkeit. Gott hat uns alle Sünden vergeben. Er hat den Schuldbrief getilgt und an das Kreuz geheftet. Durch Jesus sind wir frei. Wir müssen uns diese Erlösung nicht verdienen und wir können uns die Erlösung auch nicht verdienen.
Es gibt zwei Möglichkeiten, wie jemand, der gesetzlich ist, darauf reagiert. Die eine Reaktion ist die: Man ärgert sich über die Aussage, dass man selbst nichts tun kann, um sich die Rettung zu verdienen. Man empfindet das Evangelium als ein Anstoß, ein Ärgernis. Wie viele Leute schütteln den Kopf und sagen: Wieso sollten Leute, die ein gutes Leben führen und sich vielleicht sogar besser als Christen verhalten, verloren gehen?
Es gibt Leute, die denken: „Ich bin doch ein guter Mensch und tue viel Gutes.“ Der Punkt ist der: Menschen gehen nicht trotz ihrer guten Taten verloren, sondern weil sie sich auf ihre guten Taten verlassen und glauben, dass sie Jesus als Erlöser nicht brauchen. Christen kommen nicht in den Himmel, weil sie bessere Menschen sind. Sie sind meist keine besseren Menschen. Selbst Mutter Teresa wird nicht in den Himmel kommen, weil sie so viel Gutes getan hat, sondern weil sie an Jesus geglaubt hat, der für ihre Schuld am Kreuz gestorben ist.
Es ist für viele Leute schwer zu verstehen, dass ihre guten Taten sie nicht retten werden. Sich einzugestehen: „Ja, ich brauche Jesus“ bedeutet ja auch, seinen Stolz aufzugeben und zuzugeben: „Ich bin ein Sünder. Ich kann mich selbst nicht retten.“ Die Wahrheit des Evangeliums hat zwei Seiten. Die eine lautet: Du bist viel schlechter und verlorener, als du es jemals gedacht hast. Und die andere Seite lautet: Du bist von Gott viel mehr geliebt, als du es dir je vorstellen kannst und in Jesus schenkt er dir Vergebung und ein neues Leben. Wenn man seinen Stolz nicht aufgibt, wird man sich über das Evangelium ärgern und in der Gesetzlichkeit bleiben.
Es gibt aber eine zweite Möglichkeit darauf zu reagieren: Du nimmt das Evangelium an. Und dadurch gelangst Du in die Freiheit. „Ich bin ein Sünder und kann mich selbst nicht retten. Aber Jesus hat mich gerettet und mir alle Sünden vergeben.“ Das ist das Tor in die Freiheit für jemanden, der in einem verkrampften und gesetzlichen Glauben gefangen ist. Im Evangelium spricht Gott Dir zu: „Jesus hat die Strafe gezahlt, vor der du Angst hast und Dich fürchtest. Er hat die Leistung vollbracht, die du nicht bringen kannst. Er hat die Rettung geschaffen, die du nicht bewirken kannst. Also hör auf zu kämpfen und vertraue auf Jesus.“ Amen.